Werk Gschwent

Werk Gschwent (Werkskürzel TG) ist das am niedrigsten gelegene Werk der Sperre Lavarone-Folgaria. Es befindet sich in 1170m Seehöhe, etwa zwei Kilometer südsüdöstlich von Capella auf einer Felsplatte 650 Meter über dem Astico-Tal. Die Örtlichkeit war ein beliebter touristischer Aussichtspunkt, von dem auch die italienische Bezeichnung für das Werk – Belvedere – abgeleitet ist. Gschwent war als Zwischenwerk definiert, das in Bezug auf das taktische Konzept der Sperre Lavarone-Folgaria sekundäre Aufgaben im Zusammenwirken mit einer unterhalb des Werkes an der Asticotal-Straße geplanten, aber nicht errichteten Straßensperre Buse erfüllen sollte. Das Werk gehörte offiziell zur Sperrgruppe Lavarone, war jedoch artilleristisch für die Sperrgruppe Folgaria von größerer Bedeutung, weshalb es im Krieg auch artilleristisch dieser zugeordnet war. Seine tiefe Lage war für die gegnerische Artillerie ein besonderes Problem: Gschwent war wegen der schlechten Einsicht schwer zu treffen.

Geniedirektion Trient
Taktische Aufgabe
Tactical role
Sperrung der aus dem Astico-Tale auf die Hochflächen führenden Bewegungslinien und Unterstützung der Werke Lusern und Sebastiano durch Bestreichung des südlich dem Astico-Tal liegenden Geländes, der Gegenstellungen im Raum Campomolon-Torato und der Kommunikationen aus dem Bereich des Passo della Vena Richtung Sommo-Sattel

Blocking of the line of movement leading from the Astico valley to the plateaus and supporting the Lusern ans Sebastiano forts by coverin with teir artillery the parts of the terrain adjactend to the Astico valley to the south, of the opposing batteries in the Campomolon-Toraro area and of the communications from the Passo della Vena area towards the Sommo saddle

Bauzeit
Construction periode
1908 – 1912
Kavernenanlage gebaut
Construction of cavern
Keine
None
Aufhebung der Sperre
Abolishment as fortification
9.9.1915
Aufhebung des Status eines Festen Platze für die gesamte Sperre Lavarone-Folgaria
Abolition of the status of a fortress for the entire Lavarone-Folgaria barrier
Friedensbesatzung_(1911)
Peace time garrison (1911)
7 Offiziere, 1 Gagist, 201 Mann
7 officers, 1 warrant officer, 201 soldiers
Kriegsbesatzung
War time garrison
Kriegsbesatzung: stark wechselnd
War time garrison: constantly changing
Armierung (1914)
Armament (1914)
3 – 10cm Turmhaubitzen M9/armoured howitzers
22 – 8mm MG M7/machine guns
7 – 35cm elektr. Scheinwerfer/electric searchlights
2 – 90cm elektr. Schweinwerfer/electric searchlights
GoogleEarthLink

Der Planer und Bauleiter war Oblt. Rudolf Schneider, der in engstem Zusammenwirken mit dem Generalgenieinspektor Ernst Fhr. von Leithner in mehreren Planungsschritten ein moderneres Konzept der Werkskomponentenverteilung umsetzte, als dies bei den gleichzeitig erbauten Werken Verle und Lusern der Fall war: Die Batterie und die Nahverteidigungsanlagen wurden vom Kasemattblock räumlich abgesetzt und durch Felspoternen verbunden. Schneider wollte die Batterie ursprünglich stark zerlegt an die Abbruchkante verlegen, was eine direkte Wirkung in das Astico-Tal ermöglicht hätte. Leithner verlegte sie in die heutige Position. Er zwang dem sehr fortschrittlichen Werksbau weitere „konservative“ Elemente auf, und zwar den mit ungeheurem Aufwand errichteten, taktisch jedoch vollkommen überflüssigen Frontgraben mit einer ausspringenden Kontereskarpe-Anlage sowie den ausspringenden mehrstöckigen Kehlkoffer des Kasemattblocks. Beide Anlagen erwiesen sich im Jahr 1916 als Schwachstellen des Werks und erhielten schwere flankierende Treffer.

Das Werk sollte ursprünglich zwei Turmhaubitzen erhalten, wie es dem Status als Zwischenwerk entsprach. Schneider gelang es jedoch, das Geniematerial des Versuchsgeschützes I, des Prototypen der M9, zu bekommen und als drittes Geschütz zwischen den beiden regulären Turmhaubitzen einzubauen. Diese genietechnisch abweichende Haubitze wurde offiziell als „Beleuchtungsgeschütz“ deklariert, was aber in der Praxis irrelevant war. Ferner bekam das Werk entgegen der ursprünglich geplanten zehn 21cm und 35cm Scheinwerfer nur sieben 35cm Reflektoren, dafür aber zwei 90cm Scheinwerfer, die bis ins Astico-Tal reichten.

Gschwent hatte, da es als Zwischenwerk definiert war, keinen Festungsartilleristen als Kommandanten, sondern einen Landesschützenoffizier, der aber dem Kommandanten der 4. Kompanie des Festungsartilleriebataillons Nr. 6 unterstand. Letzterer war zugleich Kommandant des Werkes Lusern und von dessen Kompanie kam auch die Artilleriebesatzung des Werkes Gschwent.

Das Werk überstand die Anfangsphase des Kriegs und die Wintermonate 1915/16 relativ unbeschädigt. Im Gegensatz zu den Werken Verle und Lusern fand auch keine Desarmierung statt, allerdings wurde die Besatzung schrittweise verringert. Zuletzt befand sich nur noch die Artilleriebesatzung (5 Offiziere und 33 Mann) im Werk. Erst im Frühjahr 1916 gelang es den Italienern, flankierend im Assa-Tal und frontal hinter den Tonezza-Türmen neue Batterien zu etablieren, die das Werk unter ständigem langsamen Feuer hielten. Die Decke des Kasemattblocks wurde stark beschädigt, aber nicht durchschlagen. Am 15. April 1916 erfolgte ein verheerender Treffer im Kehlkoffer, und am 18. Mai 1916, schon während der Frühjahrsoffensive, gab es auch im Kontereskarpekoffer einen schweren Durchschlag.

Nach der Offensive wurde Gschwent instandgesetzt, allerdings wurden die beiden Flankengeschütze ausgebaut und an der Asiago-Front in offener Stellung (Positionsbatterie Nr. 314) hinter dem Spitz della Bisa bei der Malga Grubach (Gruppach) eingebaut. 1918 wurde das Werk kampflos von den Italienern besetzt. Da es später in Privatbesitz gelangte, erfolgte die Entfernung der Deckenarmierungen und des Geniematerials in den 1930er Jahren in schonender Weise, weshalb das Werk bis heute in gutem Zustand ist.

Das Werk ist heute im Besitz der Gemeinde Lavarone und wird als Museum genutzt, das von der Stiftung Belvedere Gschwent betrieben wird. In diesem Sinne erfolgten auch Instandsetzungen und Rekonstruktionen, die, wie etwa die begrünte Decke des Kasemattblocks, nicht immer dem Originalzustand entsprechen.

English summary:
Fort Gschwent is the lowest fort in the Lavarone-Folgaria Barrier, situated at 1170m above sea level, approximately two kilometers southeast of Capella. Originally designated as an intermediate fort belonging to the Lavarone Group, Gschwent held greater artillery significance for the Folgaria Group during the war.

Planned by Oblt. Rudolf Schneider, the fort’s construction differed from contemporaneous forts. Schneider’s modern concept involved spatially separating the battery and defense facilities from the casemate block, connected by rock tunnels. Notably, the front ditch and gorge caponnier proved vulnerable in 1916 due to heavy flanking hits.

Initially designed for two turret howitzers, Gschwent ended up with the experimental gun I, a prototype of the M9, installed as a third gun. The fort, designed for ten searchlights, received seven 35cm reflectors and two 90cm searchlights. Commanded by a Landesschützen officer, Gschwent’s garrison gradually reduced, with only the artillery crew remaining by spring 1916.

Despite surviving the initial phase of the war, Fort Gschwent faced constant fire from new Italian batteries. Significant damage occurred in April and May 1916, with the gorge caponier and counterscarp caponier compromised. Post-offensive repairs were made, but two flank guns were relocated to the Asiago front in 1916.

Occupied without a fight in 1918, Gschwent later came into private possession. In the 1930s, gentle removal of ceiling reinforcements and engineering materials left the fort in good condition. Today, owned by the municipality of Lavarone, Gschwent operates as a museum under the Belvedere Gschwent Foundation.

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