Nachruf/obituary Rudi Rolf

Am 28. August 2021 ist Rudi Rolf überraschend im Alter von 74 Jahren verstorben. Mit ihm ist einer der profundesten Forscher über das militärische Befestigungswesen in Europa von uns gegangen.

Er studierte in Amsterdam Architekturgeschichte und unterrichtete ab Beginn der 1980er Jahre in Delft an der Fakultät für Industriedesign Designtheorie. In dieser Zeit begann er sich für den deutschen Bunkerbau des Zweiten Weltkriegs zu interessieren. 1979 erschien eine erste Typologie, und 1985 dissertierte an der Universität Amsterdam zum Thema “The German Fortification Design 1935 – 1945″. Vor allem die Auswertung der Wehrmachtspläne für Ijmuiden und des nach dem Krieg entstandenen niederländischen „Bunkerarchivs“ ermöglichten ihm eine umfassende und Maßstäbe setzende Systematik des deutschen Bunkerbaus zu erarbeiten.
Sehr früh erweiterte Rudi Rolf sein Interesse und seine Forschungen auch auf die Fortifikationsgeschichte des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts und schuf so ein reiches Oevre an Publikationen, von denen hier vor allem jene genannt werden sollen, die sich die fachliche Systematik  und die österreichischen Fortifikationen betreffen.  Dies sind “A Dictionary on Modern Fortification, 1800-1945″ (2004) und sein Meisterwerk über die Befestigungsbauten der k.u.k. Monarchie – “Festungsbauten der Monarchie – Die k.k.- und k.u.k. Befestigungen von Napoleon bis Petit Trianon” (2011). Beide sind für Forschende, die sich mit dem k.u.k. Befestigungsbau befassen, unverzichtbare Werkzeuge.

Mit Rudi Rolf verliert die Festungsforschung eine Persönlichkeit, die nicht nur „die“ Instanz in der Festungsforschung zum Zweiten Weltkrieg war, sondern er war auch einer jener Pioniere, die unser Fach auf eine quellenbasierte wissenschaftliche Grundlage stellten. Vor allem letzteres  ist sein bleibender Verdienst.
In diesem Sinne wird die ÖGF sein Andenken bewahren.

 

On August 28, 2021, Rudi Rolf unexpectedly died at the age of 74. With him, one of the most profound researchers on military fortifications in Europe has passed away.

He studied architectural history in Amsterdam and taught design theory at the Faculty of Industrial Design in Delft from the beginning of the 1980s. During this time he began to be interested in the German bunker construction of the Second World War. A first typology was published in 1979, and in 1985 he received his Ph.D. on “The German Fortification Design 1935 – 1945” at the University of Amsterdam. Above all, the evaluation of the Wehrmacht plans for Ijmuiden and the Dutch “bunker archive”, created after the war, enabled him to work out a comprehensive and standard-setting system of German bunker construction.
Very early on, Rudi Rolf expanded his interest and research to include the history of fortification in the 19th and early 20th centuries, thus creating a rich oeuvre of publications, of which we shall primarily mention those that deal with the technical systematics and the Austrian fortifications. These are “A Dictionary on Modern Fortification, 1800-1945” (2004) and his masterpiece about the fortifications of the Habsburg Monarchy – “Fortifications of the Monarchy – The k.k.- and k.u.k. fortifications from Napoleon to Petit Trianon” (2011). Both are for researchers, who are interested in the k.u.k. fortification system, indispensable tools.

With Rudi Rolf, fortification research loses a personality who was not only “the” authority in fortress research during the Second World War, but he was also one of the pioneers who put our subject on a source-based scientific basis. Above all, the latter is his lasting merit. In this sense, the ÖGF will keep his memory.

Dieser Beitrag wurde unter Neuigkeiten / News veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.