Die “kaiserlich königliche Haupt- und Grenzfestung Olmütz” wurde, nach dem bisherigen Stand der Literatur, in den Jahren 1742-1757 ausgeführt. Diese Information wird ohne Reflexion oder Kritik seit Jahren rezipiert. Hauptaufgabe dieser Festung, die in zwei Phasen erbaut werden sollte, war, der feindlichen preußischen Armee einen Durchmarsch durch Mähren in Richtung Wien zu verwehren. Die Einleitungsphase, die mit dem Ankauf von Grundstücken, Abriss von Bestandsgebäuden als auch der alten Stadtmauer und schließlich notwendige Geländeveränderungen, wurde nach der Literatur etwa in der Mitte des 40er beendet. Kurz danach sollte eine zweite Phase folgen, die den eigentlichen Bau der bastionierten Befestigung vorsah. War das aber tatsächlich der Fall?
Archivalien, die 2019 im Wiener Kriegsarchiv – im Bestand Wiener Hofkriegsrat – ausfindig gemacht und erstmals ausgewertet werden konnten, zeichnen ein anderes Szenario. Bis zum Jahr 1748, als der Österreichische Erbfolgekrieg ein Ende nahm, wurden nur minimale Investitionen in Olmütz getätigt. Es gab also keine Umwandlung in eine zeitgemäße österreichische Festung, obwohl ein Plan für diese Konversion bereits ausgearbeitet worden war.
Erst am 27. März 1749 wurde der umfassende Wiederaufbau der Festung vom Hofkriegsrat – auf unmittelbare Anordnung Maria Theresias – beschlossen. Es ist interessant, dass dieser umfangreiche Umbau parallel zum Bau der Festung in Peterwardein (Petrovaradin) und zur Fertigstellung der Festung Temeswar (Timișoara) durchgeführt werden sollte. Im selben Jahr wurde eine Bau-Unternehmung ausgewählt und beauftragt, den umfangreichen Regierungsauftrag auszuführen. Der Bau der Festung Olmütz (sowie Peterwardein und Temeswar) wurde also nicht in eigener Regie durchgeführt, wie dies meist in der Literatur berichtet wird.
Das Gesamtbauvolumen wurde von einer “Compagnie” ausgeführt, die aus drei Bauunternehmen – Entreprenneurs – bestand. Es handelte sich um den Wiener Fortifikations-Maurermeister Joseph Kraus, den Slawonischen Ziegelmeister Ferdinand Ruska und Johann Georg Wieser, der bis zu diesem Zeitpunkt schon als Fortifikations- Maurer-Polier in Belgrad tätig gewesen war. Gemäß dem Vertrag sollten die Unternehmer alle Baueinleitungs- und Mauerarbeiten durchzuführen. In Form von Subunternehmern sollten alle Versorgungsleistungen, die notwendigen Arbeitskräfte, Baumaterialien und Logistikeinrichtungen (beispielsweise Anmietung von Ziegeleien, Steinbrüchen usw.) sichergestellt werden. Im Rahmen der Bauausführung mussten die vertraglich festgelegten Parameter penibel eingehalten werden. Dies wurde von den zuständigen Offizieren des k.k. Ingenieurkorps streng kontrolliert.
Im Fall von Olmütz begannen die Bauarbeiten im Jahr 1750. Die Wiederaufbauarbeiten an der Festung schritten schnell voran. Bereits sechs Jahre nach Baubeginn war die Stadt von einer durchgehenden Enceinte im Bastionärstil umgeben. Obwohl die Festung Olomouc 1755 noch nicht vollständig fertiggestellt war, wurde als verteidigbar betrachten. Die Fertigstellung der Festung war 1757 abgeschlossen, als die detachierten Werke – von denen sich einige bis heute erhalten haben – fertiggestellt waren.
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The “imperial main and border fortress of Olomouc” was built, according to the current literature, in the years 1742-1757. This information has been received without reflection or criticism for years. The main task of this fortress, which was to be built in two phases, was to prevent an enemy Prussian attack through Moravia towards Vienna. According to the literature, the initial phase, which involved the purchase of land, the demolition of existing buildings as well as the old city wall, and finally the necessary changes to the terrain, was completed around the middle of the 1740s. Shortly thereafter, a second phase was to follow, involving the actual construction of the bastioned fortification. But was this actually the case?
Archival records that could be located and evaluated for the first time in the Vienna War Archives in 2019 – in the collection of the Hofkriegsrat / War Archive Vienna – paint a different scenario. Until 1748, when the Österreichische Erbfolgekrieg came to an end, only minimal investments were made in Olomouc. So there was no conversion into a contemporary Austrian fortress, although a plan for this conversion had already been drawn up.
It was not until 27th March 1749 that the comprehensive reconstruction of the fortress was decided in Viennal – on Maria Theresa’s direct orders. It is interesting to note that this extensive reconstruction was to be carried out in parallel with the construction of the fortress in Petrovaradin and the completion of the fortress in Timisoara. In the same year, a construction company was selected and commissioned to carry out the extensive government order: The construction of the Olomouc Fortress was thus not carried out by the government itself, as reported in the literature until now. The total construction volume was carried out by a consortium of three different construction companies. The construction works were strictly controlled by the responsible officers of the Imperial and Royal Corps of Engineers.
Construction work finally began in 1750 and the reconstruction of the fortress Olomouc progressed rapidly. Only six years later, the city was surrounded by a continuous bastion-style enceinte. Although the Olomouc fortress was not completely finished in 1755, it was considered defensible. The fortress was completed in 1757, when the detached works – some of which have survived to the present day – were finished.