*14.7.1782 Mailand/Milano, †1.6.1863 Altmünster am Traunsee
Erzherzog Maximilian Joseph von Österreich-Este interessierte sich schon in seinen Jugendjahren für Technik. Als seine Familie ab 1796 in Wiener Neustadt lebte, bekam er von Lehrern der Militärakademie Privatunterricht in Befestigungskunst und Artilleriewesen. 1801 trat er in den Deutschen Orden ein und erbte im selben Jahr das beträchtliche Vermögen seines Taufpaten, des Erzherzog Maximilian Franz, Kurfürst von Köln und Hoch- und Deutschmeister. 1805 wurde er Großkomtur der Ballei Franken.
1803 | Oberst-Inhaber Infanterieregiment Nr. 35 |
1805 | Generalmajor |
1807 | Feldmarschalleutnant |
1807 | Oberst-Inhaber Artillerieregiment Nr. 2 |
1818 | General-Feldzeugmeister |
1818 | Stv. Artillerie-Direktor (bis 1835) |
1835 | Oberst-Inhaber Infanterieregiment Nr. 4 |
Im Feldzug von 1805 dem Stab Erzherzog Karls zugeteilt, erlebte er in der Schlacht von Caldiero seine Feuertaufe. Nach dem Krieg wirkte er im Rahmen der Reformen Erzherzog Karls als Berater in Artilleriefragen. 1808 wurde er mit Formierung der Landwehr und der Freiwilligentruppen in Ober- und Niederösterreich betraut. Im Krieg von 1809 war er als Feld-Artilleriedirektor der Hauptarmee eingeteilt. In der Folge sollte er die Haupt- und Residenzstadt Wien zur Verteidigung einrichten, spielte aber dabei eine eher unglückliche Rolle und fiel vorübergehend in Ungnade. Da er kein neues Kommando bekam, nahm er am Feldzug 1813/14 freiwillig im Stabe des Korps des Grafen Nugent im Küstenlande teil. Erst 1815 durfte er im Rheinlandfeldzug eine Reserve-Division führen.
Nach dem Krieg wurde er formal dem Artillerie-Hauptzeugamt zugeteilt. Er unternahm in dieser Zeit Reisen, z.B. nach England, wo er die neuesten Entwicklungen der Fortifikations- und Artillerietechnik studierte. Er befasste sich mit der Konstruktion moderner Lafetten, aber auch mit der Reichsbefestigung in Hinsicht auf die Schaffung eines Fortifikationssystems für das Reich. Diese Studien mündeten in sein monumentales Werk “Versuch eines Kriegssystems des österreichischen Kaiserstaates” (1855).
Nach seiner Vorstellung sollte aus dem Gesamtstaat eine Art gigantische Lagerfestung werden, die ihrerseits aus 22 Lagerfestungen bestehen sollte. Für diese Gürtelfestungen konstruierte er ein spezielles Turmwerk, das stark von den Ideen des französischen Fortifikateurs Marc-René Marquis de Montalembert (1714–1800), aber auch von den Martello-Türmen beeinflusst war. Im Gegensatz zu diesen waren Maximilians Türme nicht freistehend, sondern bis auf Bankniveau in den Boden versenkt und mit einer gemauerten Escarpe versehen. Auf dem Verdeck standen die Kanonen, im ersten Turmgeschoß, unter Niveau die Mörser. Neu war nicht die Verwendung von Türmen, sondern ihre spezielle Form und ihr Einsatz als Gürtelwerke. Bis heute wird fälschlich jedes turmförmige fortifikatorische Objekt österreichischer Provenienz als „Maximilianäischer Turm“ bezeichnet. Die Türme in Verona, in Krakau oder in Pola sind jedoch weder baulich noch funktionell mit den Turmwerken Maximilians zu vergleichen.
1822 ließ der Erzherzog auf der Simmeringer Heide auf eigene Kosten ein Versuchsverdeck bauen, um die geplanten Lafetten erproben zu können. 1828 errichtete er auf dem Linzer Freinberg einen Probeturm, der 1829 in Anwesenheit des Kaisers beschossen wurde. Trotz massiven Widerständen der verantwortlichen Genieoffiziere gelang es ihm, nicht zuletzt weil er die Vorfinanzierung aus seiner Privatschatulle zusagte, bis 1831 das Projekt einer Gürtelfestung mit seinen Türmen in Linz durchzusetzen. Um den Bau selbst leiten und überwachen zu können übersiedelte er 1830 nach Schloss Ebenzweier bei Altmünster bzw. Linz. Das Geld — rund 1,8 Millionen Gulden — für den Bau der Festung streckte er vor. Der Bau begann 1831; bis 1835 waren 32 Türme, das Fort auf dem Pöstlingberg, zwei Erdbatterien, zwei Vorwerke und die beiden flussaufwärts gelegenen Donauanschlüsse, sechs Munitionsmagazine, etliche Brunnen und Straßenbauten und 20 Zwischenbatterien fertiggestellt. Die Ausrüstung und Übergabe an die Truppe dauerte bis Jänner 1838.
1835 wurde Maximilian Joseph zum Hoch- und Deutschmeister gewählt. In den folgenden Jahren widmete er sich der Reform des Deutschen Ordens und förderte auch das kirchliche Erziehungswesen im Land Oberösterreich.
Zu seiner Enttäuschung wurde die Festung Linz schon 1858 wieder aufgelassen. Die meisten Türme waren wegen Feuchtigkeit bereits baufällig, abgesehen davon dass sie technisch und artilleristisch überholt waren. 1866 erfolgte eine kurzfristige Instandsetzung der noch intakten Objekte am Nordufer. Erzherzog Maximilian war von seinem Konzept so überzeugt, dass er, ungeachtet aller negativen Erfahrungen, eine Turmfestung Wien mit 57 Anlagen vorschlug. 1858/59 ließ er, wieder auf eigene Kosten, bei Rothneusiedl einen Probeturm errichten, der 1861, wieder unter Anwesenheit des Kaisers beschossen, aber nach 1866 verkauft und geschleift wurde. Zu diesem Zeitpunkt war Erzherzog Maximilian bereits seit drei Jahren tot. Er war 1863 auf Schloss Ebenzweier am Traunsee verstorben.
English summary:
Archduke Maximilian Joseph of Austria-Este received already in his earlier years private lessons in fortification and artillery matters from teachers at the military academy in Wiener Neustadt. In 1801 he joined the Teutonic Order and inherited the considerable fortune of his godfather, Archduke Maximilian Franz.
Assigned to Archduke Karl’s staff in the campaign of 1805, he experienced his first battle at Caldiero. In 1808 he was entrusted with the formation of the Landwehr and the volunteer troops in Upper and Lower Austria. In the war of 1809, he was assigned as field artillery director of the main army. The 1813/14 campaign saw him in the staff of the Corps of Count Nugent in the coastal region. It wasn’t until 1815 that he was allowed to lead a reserve division in the Rhineland campaign.
He also did trips, e.g. to England, where he studied the latest developments in fortification and artillery technology. These studies culminated in his epic series of books “Attempt at a War System of the Austrian Imperial State” (1855).
According to his idea, the empire should become a gigantic fortress, which in turn should consist of 22 fortresses. For these belt fortifications, he designed a special tower structure that was strongly influenced by the ideas of the French fortification engineer Marc-René Marquis de Montalembert (1714–1800), but also by the Martello towers. In contrast to these, Maximilian’s towers were not free-standing, but sunk-in up to the bank level and provided with a bricked escarpe. The new aspect was anot the use of towers in principle, but their special shape and the arrangement as a girdle of forts. To date, very often tower-shaped fortification objects of Austrian origin are incorrectly identified as “Maximilian Towers”. However, the towers situated in Verona, Kraków or Pula cannot be compared structurally or functionally with the towers of Maximilian.
In 1828 Maximilian built a test tower on the Freinberg in Linz, which was experimentally shelled in the presence of the emperor in 1829. Despite massive opposition from Corps of Engineers, he convinced the emporer, not least because he promised to privatly pre-finance – around 1.8 million guilders – the construction of a tower girdle in Linz by 1831. In order to be able to supervise the construction, he moved to castle Ebenzweier near Altmünster next to Linz in 1830. Construction started in 1831; By 1835, 32 towers, the central fort on the Pöstlingberg and further infrastructure was built.
In 1835 Maximilian Joseph was elected Grandmaster of the Teutonic Order and devoted himself in the following years to the reform of the Order.
To his disappointment, the Linz fortress was already abandond in 1858. Most of the towers were already dilapidated due to moisture. Archduke Maximilian was so convinced of his concept that, despite all negative experiences, he proposed another tower fortress in Vienna with 57 forts. In 1858/59 he had a test tower built at Rothneusiedl, again at his own expense, at which was shot at again in the presence of the emperor in 1861. Nevertheless the tower was sold and demolished after 1866. At this point, Archduke Maximilian had been dead for three years. He had died at castle Ebenzweier in 1863.