Die Gewehrlafette/ rifle-carriage

Diese Vorrichtung wurde als Abwehrmittel neben Geschützen und Mitrailleusen für fortifikatorische Bauten entwickelt. Hiermit war es möglich, bestimmte Bereiche im Terrain unter Schnellfeuer zu nehmen. Die Idee hiezu dürfte durch das Geradzug-Repetier-System von Mannlicher ab 1885/86 entstanden sein, welches ein Schnellschießen ermöglichte. Spannte man das Gewehr in eine Vorrichtung ein, so konnte man noch schnellere und präzisere Schussfolgen abgeben.

Anfang der 1890er Jahre entwickelte Major Grossmann die erste Konstruktion einer Gewehrlafette. Die Waffe in der Lafette war das 8 mm Mannlicher M.1886/88 Repetiergewehr. Es konnte eine Feuer-geschwindigkeit von 50 Schuss pro Minute erreicht werden. Jedoch musste man nach 80 Schuss das heißgeschossene Gewehr austauschen.

Im Jahr 1892 entstand im Reichskriegsministerium ein Interesse für die Gewehrlafette als Alternative zum Maschinengewehr, weshalb einige Firmen ihre unterschiedlichen Konstruktionen offerieren konnten. Diese Gewehrlafetten-Systeme wurden mit dem Mannlicher 8 mm M.1886/88/90 Repetiergewehr durch das Technische Militärkomitee getestet. Als Folge der Versuche kam 1893 der Auftrag, eine leicht bedienbare Gewehrlafette zum präzisen Schießen in der Artillerie-Zeugsfabrik im Arsenal in Wien zu entwickeln. Bis 1896 wurde die Gewehrlafette mit dem Technischen Militär-Komitee zur Serienreife entwickelt. Der Preis für eine Lafette, bei einer Fertigung von 1.000 Stück, sollte rund zehn Gulden 89 Kreuzer betragen. Im Juni 1896 beauftragte das Reichs-Kriegsministerium das Arsenal, vorerst 100 Gewehrlafetten herzustellen und an das Artillerie-Zeugs-Depot in Przemysl zu senden. Diese wurden dort in Festungswerke eingebaut. Die Berechnung für den Gesamtbedarf aller Fortifikationen ergab vorerst 1.935 Stück Gewehrlafetten. Im September des Jahres wurde die Instruktion „über die Einrichtung und Verwendung der Gewehrlafette“ ausgegeben. Die erste Ausführung der Lafette war aus Gusseisen gefertigt, wodurch es aber öfters zu Brüchen an der Vorrichtung kam. Dies führte 1897 zu einer Modifizierung. In Hinkunft wurde die Lafette aus Eisen-weichguss gefertigt, welcher nicht so leicht brach. Verbessert wurde auch der Depressionswinkel, von ursprünglich 20° auf bis zu 35°.

1898 erhielt die Artillerie-Zeugs-Fabrik den Auftrag 1.526 normale Gewehrlafetten und 512 Stück mit erweiterter Depression zu fertigen. In den Jahren danach wurden die vorhandenen Gewehrlafetten je nach Bedarf von einer Lokation zu einer anderen verschoben. So wurden z.B. im November 1898 aus Krakau und Wien 50 Gewehrlafetten nach Brixen für den Neubau der Werke La Corte und Ruaz versendet. Letztendlich waren in La Corte 53 und in Ruaz 44 Stück Gewehrlafetten eingebaut.
Durch waffentechnische Entwicklungen, neue Maschinengewehre sowie Granaten mit brisantem Sprengstoff, sank das Interesse an diesem Waffensystem und so wurden viele Gewehrlafetten deponiert.

1913 waren in den Festungen Bilek 86 Stück, Mostar 45 Stück, Trebinje 114 Stück und in Cattaro 200 Stück Gewehrlafetten eingebaut. Außerdem standen in Sarajevo 80 Stück und in Kalinovik 27 Stück in Verwendung. Zu diesem Zeitpunkt wurde evaluiert, ob auch diese gegen automatische Gewehrlafetten oder Maschinengewehre ausgetauscht werden sollten.

Jedoch mit Kriegsbeginn gab es sofort einen großen Bedarf an Gewehrlafetten, weshalb diese wieder erzeugt wurden. Im Juli 1917 eruierte man, wie viele M. 97 Gewehrlafetten seit Kriegsbeginn neu erzeugt und zugeteilt worden waren. Demgemäß waren 3.395 Stück hergestellt worden und weitere 1.305 Stück sollten noch erzeugt werden.
Ab 1914 waren in chronologischer Reihefolge zugeteilt worden:
9 Stück dem Objektskommando Fort Hensel,
58 Stück dem Festung-Munitions-Depot Sarajevo,
50 Stück dem Artilleriezeugsdepot Innsbruck,
950 Stück dem Mob-Schanzzeugdepot Nr. 9 in Innsbruck,
60 Stück der Artillerie-Zeugskompanie Nr. 5 in Brody,
60 Stück der Artillerie-Material-Sammelstelle Major Meixner in Przemysl,
60 Stück der Artillerie-Zeugskompanie Nr. 2 in Kowel,
150 Stück dem Zentral-Artillerie-Depot in Laibach,
150 Stück dem Artillerie-Reparatur-Park 15 in Kolomea,
100 der Feldzeugkompanie Nr. 11 in St. Magdalen,
60 der Artillerie-Zeugskompanie Nr. 12 in Linieva,
60 Stück dem Geniestab in Brzezany,
150 Stück dem Mob-Schanzzeugdepot Nr. 9 in Innsbruck (1916),
100 Stück der Artillerie-Zeugskompanie 1/9 in Zelenika,
66 Stück der Artillerie-Zeugskompanie Nr. 5 in Brody,
2 Stück an das Technische Militärkomitee in Wien,
20 Stück der Artillerie-Zentrale in Lemberg, Bahnhof Podzamcze,
200 Stück dem Artillerie-Reparatur-Park in Marmaros Szigeth,
100 Stück der Artillerie-Zeugskompanie Nr. 4 in Marburg,
1 Stück dem Zentral-Artillerie-Depot in Laibach,
500 dem Schanzzeugdepot in Trient,
6 Stück der Artillerie-Material-Sammelstelle Qu Abteilung 14 in Przemysl,
100 Stück Artillerie- Schanzzeugdepot Sektion 1. Sponding,
5 Stück dem Artilleriezeugsdepot Innsbruck,
20 Stück der Artillerie-Material-Sammelstelle in Przemysl,
130 dem Schanzzeugdepot in Lemberg,
8 Stück der Artillerie-Zeugskompanie Nr. 4 in Marburg,
25 Stück der Artillerie-Zeugskompanie Nr. 2 in Kowel,
2 Stück an die Pulverfabrik in Stein.

Es waren demnach bis zum 17. Juli 1917 insgesamt 3.202 Stück Gewehrlafetten zugeteilt worden. Zu diesem Zeitpunkt lagen noch Anforderungen über 334 Stück vor. Es sollten noch 200 Stück an die Artillerie-Zeugskompagnie 1/9 in Zelenika, 34 Stück an die Artillerie-Zeugskompagnie Nr. 5 in Brody und 100 Stück für das Artilleriezeugsdepot in Castelnuovo zugeschoben werden. Im Vorrat des Artillerie-Zeugs- Depots in Wien verblieben zu diesem Zeitpunkt noch 201 Stück Gewehrlafetten.
Gesamt dürften bis Kriegsende über 6.000 Stück M.97 Gewehrlafetten erzeugt worden sein. (Gastautor Heinz Placz)

 

English Summary:
In mid 1880ies the new straight-pull bolt action rifle by the manufacturer Mannlicher  inspired the development of a rifle-carriage to be used in fortifications. By using a carriage for a rifle, an even higher rate of fire was possible to cover certain terrain in front of the rifle-embrasure.

By 1896 the armoury “Arsenal”, together with the Technischen Militärkomitee (“military technical committee”), had developed a carriage ready to go into production. The first 100 rifle-carriages were produced from cast iron which proofed not to be durable. Therefore the material was changed to malleable iron in 1897. At the same time the possible depression was increased from a 20° to 35° angle.

After these improvements the Ministry of War ordered 2038 pieces of rifle-carriages in 1898 in order to use them in fortifications. In the following years demand for these constructions declined due to other technological developments. The year 1914 showed a sharp increase in demand due to the outbreak of the First World War. During war time a further 4000+ pieces were produced, which amounted to a total production of more than 6000 pieces in the periode 1897-1918. (guest writer Heinz Placz)

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