Werk Verle

Das Werk Verle liegt nördlich des Vezzena-Sattels in Vorderhanglage auf 1517m Seehöhe am Südostabhang der Cima Verle. Die Wahl des Standortes, der wegen der eingeschränkten Sicht auf die Front durch den Marcai-Rücken problematisch war, wurde erst nach längerer Diskussion getroffen. Als Alternative hatte man ein Werk auf dem Basson in Betracht gezogen, das jedoch eine noch problematischere taktische Situation aufgewiesen hätte.

Geniedirektion Trient
Taktische Aufgabe
Tactical role
Hauptaufgabe: Sperre des Vezzena-Sattels
Nebenaufgaben: Unterstützung einer eigenen Offensive über den Verena-Campolongo-Rücken
Indirektes Feuer in die schusstoten Räume von Werke Tenna und Colle delle Benne in der Valsugana
Main task: Blocking the Vezzena saddle
Secondary tasks: Support of an AH offensive over the Verena-Campolongo ridge
Indirect fire into the shot dead zones of Fort Tenna and Colle delle Benne in the Valsugana
Bauzeit
Construction periode
1908-1913
Kavernenanlage gebaut
Construction of cavern
Kavernenanlage mit Zugangspoterne unter dem Werk
Cavern system with entrance tunnel under the fort
Aufhebung der Sperre
Abolishment as fortification
9.9.1915
Aufhebung des Status eines Festen Platzes für die gesamte Sperre Lavarone-Folgaria
Abolition of the status of a fortress for the entire Lavarone-Folgaria barrier
Friedensbesatzung_(1913)
Peace time garrison (1913)
2 Offiziere, 5 UO, 16 Mann
2 officers, 5 NCO, 16 soldiers
Kriegs-Besatzung
War time garrison
5 Offiziere, 238  UO und Mann
stark wechselnd
5 officer, 238 NCO and soldiers

constantly changing
Armierung (1914)
Armament (1914)
4 – 10cm Turmhaubitzen M9
2 –8cm Minimalschartenkanonen M5
4 – 6cm Kasemattkanonen M10
15 – 8mm MG M7
2 – 35cm Scheinwerfer (elektr.)
2 – 21cm Scheinwerfer (elektr.)
GoogleEarthLink

Das Werk wurde von HptmGnStb Eduard Lehmayer projektziert, der auch den Posten Vezzena plante. Verle ist vom Typus her als „Hauptwerk“ definiert, welches auch durch seine umfangreiche Armierung zum Ausdruck kam. Turmhaubitzbatterie und Traditorenbatterie hatten jeweils eine Beobachtungskuppel. Das Werk besaß eine elektrische Ventilationsanlage, eine eigene Wasserversorgung aus einer Quelle hinter dem Werk sowie zwei Zisternen. Optische Verbindung gab es mit Lusern, dem Posten Vezzena und zur Busa Grande. Telephonisch war es mit der Zentrale Monte Rust und über Panzerkabel direkt mit dem Posten Vezzena verbunden.

Im Gegensatz zu den Nachbarwerken Lusern und Gschwent ist das Kasemattkorps (Kehlblock) einstöckig, deutlich länger, jedoch weniger breit. Dies führte aber dazu, dass die Unterkunftskapazität in Anbetracht der normierten Kriegsbesatzung zu gering war und bei nur fünf Offizieren und 130 Mann lag, im Notbelag bei 190 Mann (Stockbetten für zwei Mann, mit drei belegt!). Am rechten Ende des Kehlblocks springt ein Kehlkoffer vor, der in den Traditorenblock übergeht. Beide sind einstöckig und hatten eine Tarnbemalung.

Die Turmhaubitzbatterie ist gegenüber der Kehle um 31° verschwenkt am rechten Flügel des Werks angeordnet, besaß eine Beobachtungskuppel und war über eine kurze im Tagbau errichtete Poterne mit dem Obergeschoß des Traditorentrakts verbunden. Von ihrem linken Schulterpunkt aus führte eine Felspoterne unter dem acht Meter breiten und sechs Meter tiefen Frontgraben hindurch in die Kontereskarpe-Anlage.

Am linken Ende des Kasemattkorps verband eine 40 Meter lange Poterne eine frontal ausgerichtete Nahkampfanlage mit vier MGs und einem 35cm Schweinwerfer.  Diese Anlage sollte gegen den Marcai-Rücken wirken. Oberhalb der Poterne sowie  zwischen Batterie und Kasemattkorps wurden betonierte Infanteriebrustwehren angelegt.

Im Werk lag die 3. Kompanie/Festungsartilleriebataillon Nr. 6, die Infanteriebesatzung kam vom Landesschützenregiment Nr. I Trient, die Sappeure vom Sappeurbataillon Nr. 14. Für die Offiziere wurde ein erst knapp vor Kriegsbeginn fertiggestelltes und in den ersten Kriegstagen zusammengeschossenes Wohnhaus errichtet. Die Mannschaft wurde ab 1912 in den ehemaligen Baubaracken untergebracht.

Nach Ausbruch des Krieges wurde Verle kontinuierlich mit einer Trefferquote von bis zu 60% beschossen, wobei sich zwei Perioden verstärkter Beschießung ausmachen lassen. In der ersten im Mai/Juni 1915 erwiesen sich vor allem die Vorpanzer der Turmhaubitzen, die linke Nahkampfanlage und die beiden Tagpoternen als Schwachpunkte. Bis Ende Juni wurden alle vier Vorpanzer unterfahren. In der zweiten Beschussperiode im August/September 1915 erhielt das vierte Geschütz einen Volltreffer auf die Kuppel, die zersprang. Das Geschütz wurde zerstört, aber mit Ersatzteilen neu montiert. Die anderen Türme hatte allesamt Vorpanzerdurchschläge. Turm Drei stand nur noch auf den Ankerschrauben. Die B-Stände waren ebenfalls schwer beschädigt. Völlig zerstört war die Nahkampfanlage. Alle Instandsetzungsmaßnahmen erwiesen sich als fruchtlos, und im August 1915 gab es sogar Überlegungen, das Werk aufzugeben. Ende August begann die Desarmierung des Werks. Bis Mitte September waren alle vier Haubitzen, die vier Kasemattkanonen und ein 8cm Traditorengeschütz ausgebaut und in offene werksnahe Stellungen eingestellt. Die Betondecken waren schwer beschädigt, die beiden Poternen durchschlagen und unpassierbar, die Infanteriedeckungen völlig zerstört. Zur Batterie wurde eine tiefer liegende Ersatzpoterne errichtet.

Um den Zugang zum Werk zu sichern, baute man 1915 einen vierhundert Meter langen teilweise gedeckten Graben. Im Winter 15/16 wurde schließlich eine Zugangspoterne mit einer Steigung von 45° gebohrt und eine mit ihr verbundene Kavernenanlage unter dem Werk angelegt. Im Vorfeld der „Strafexpedition“ wurden im März 1916 zwei Haubitzen wieder ins Werk zurückgebracht. Nach der Offensive von 1916 wurde das Werk als verteidigungsfähiges Objekt teilweise wieder instandgesetzt und als Unterkunft genutzt. 1918 fiel es verlassen in italienische Hände.

Werk Verle hat sich vor allem durch die in vielen Punkten unzutreffenden Schilderungen Trenkers und Webers in der Kriegsgeschichte einen Namen gemacht. Diese werden leider bis heute vielfach als authentisch betrachtet und gedankenlos weitertradiert.

English summary:
Fort Verle is located north of the Vezzena Saddle at an elevation of 1517 meters on the southeastern slope of Cima Verle. The site was chosen despite its tactical challenges due to limited visibility caused by the Marcai Ridge. Fort Verle was designed by Captain Eduard Lehmayer and was equipped with four 10 cm turret howitzers, two 8 cm minimal embrasure cannons, four 6 cm casemate guns, 15 machine guns, and two electric searchlights. It also had its own water supply, an electric ventilation system.

Unlike the neighboring forts Lusern and Gschwent, Fort Verle had a different design. Its casemate corps was single-story, longer but narrower, and could house only 130 men of the planned war time garrison. The right wing housed the turret howitzers, while a connecting tunnel on the left end led to a close combat position with machine guns and a searchlight. The fort was manned by the 3rd company of the Fortress Artillery Battalion No. 6, with infantry from the Landesschützen Regiment No. 1 Trento and sappers from the Sapper Battalion No. 14. The officers were housed in a building completed just before the war, while the soldiers were accommodated in construction barracks built in 1912.

After the war began, Fort Verle was heavily shelled, particularly in the periods of May/June and August/September 1915. Weak points such as the turret armor and the close combat positions were hit, causing significant damage. All four turret howitzers were pierced, and the fourth gun was directly struck, rendering it temporarily inoperable. In light of the severe damage, dismantling operations began at the end of August 1915, and by mid-September, all heavy weapons were removed and positioned in open field artillery positions.

To secure access to the fort, a 400-meter-long covered trench was built in 1915, and during the winter of 1915/16, a steep access tunnel and a cavern system were constructed beneath the fort. In March 1916, two howitzers were brought back to the fort, which was partially restored after the 1916 offensive. It was used as accommodation until it was abandoned and fell into Italian hands in 1918.

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