Werk Gorazda

Das Thurmfort Gorazda wurde auf einer dominierenden, 453m hohen Kuppe, 3 km südlich von Cattaro (Kotor) errichtet. Es bildete den südlichen Abschluss der Befestigungsanlagen im III. Verteidigungsbezirk.

Geniedirektion: Cattaro
Taktische Aufgabe
Tactical role
Kontrolle der Fahrstraße Cattaro – Cetinje, Bekämpfung feindlicher Artilleriestellungen im Bereich Krstac-Sattel und flankierende Wirkung in die Zupaebene. //
Defending the road between Cattaro (Kotor) and Cetinje and to fight enemy batteries in the Krstac area; along with Battery Kavac control of the Zupa-valley.
Bauperiode  
Construction periode
1884 – 1886
Kriegs-Besatzung
War time garrison
8 Offiziere/officers
195 Soldaten/NCO & soldiers
Armierung
Armament
6-12cm            MinSchKan M 80
2-9cm              KasKan M4
3-8mm            MG M4
2-8mm            MG M7
25                     Gewehrlafetten

An dieser Stelle befand sich bereits ein Vorgängerbau, der in der Insurrektion 1869 von den Aufständischen beinahe eingenommen wurde. Nach einer langen Phase im Bereich des Kriegshafens Cattaro weitgehend ohne Bautätigkeit, beschloss man ein neues Werk – eines der ersten Einheitswerke – zu errichten.

Auslöser dafür waren einerseits der eben erst beendete Aufstand (1882/83), der die Unzulänglichkeiten der meisten bestehenden Befestigungen aufzeigte, hauptsächlich aber aus dem Zwecke, die neu erbaute Straße zwischen Cattaro und der Hauptstadt Montenegros, gemeinsam mit der zur selben Zeit erbauten Batterie Skaljari, wirksam sperren zu können. Da es dem Gegner dadurch nun möglich war, leicht und schnell Geschütze im Bereich des überhöht liegenden Krstac-Sattels aufzustellen, musste Gorazda eine hohe passive Widerstandskraft besitzen.

Aus diesem Grund bekam dieses Werk eine der wenigen von Österreich-Ungarn in Deutschland angekauften Grusonschen Panzertürme. Auch die Geschützkasematten wurden erstmals durch Panzerkonstruktionen verstärkt.

Das Werk besitzt einen – für eine Gebirgsfortifikation eher ungewöhnlichen – symmetrischen Grundriss mit einspringender Kehle. Interessant ist, dass dem Kasemattkorps ein Kehlredan vorgelagert ist. Das Objekt ist zweigeschossig; Front und Decke sind noch durch eine starke Erdvorlage verstärkt. Auf dem Verdeck befindet sich eine Infanteriestellung zur Nahverteidigung. Diese wurde 1915 durch zwei Betonbauten verstärkt. An den Flügeln der Infanteriestellung wurden 1906/1907 zwei drehbare Beobachtungsstände eingebaut.

Dieses für die landseitige Verteidigung des Kriegshafens wichtige Werk wurde laufend modernisiert. Dies betrifft sowohl die Armierung, als auch die Widerstandskraft. Ab 1910 wurden Überlegungen angestellt, wie man Gorazda am zweckmäßigsten Rekonstruieren könnte. Es sollten zwei Turmhaubitzen und fixe Beobachtungs- und MG-Panzer eingebaut werden. Alle diese Entwürfe wurden allerdings nicht realisiert. Tatsächlich wäre die Postition Gorazda nach Fertigstellung eines Werkes am Hohen Vermac aufgegeben worden.

Nach Ausbruch des 1. WK wurde das Werk in den Verteidigungszustand gebracht und beteiligte sich an der Bekämpfung – sofern es die unvorteilhafte Armierung zuließ – der Batterien im Bereich Krstac – Zalazi. Die Montenegriner beschossen Gorazda mit Kalibern bis 24cm, jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Nach dem erfolgreichen Feldzug gegen Montenegro im Frühjahr 1916 wurden das Werk desarmiert und die Geschütze der Feldarmee zugeschoben. Sämtliche Schäden aus dem Beschuss wurden ausgebessert.

Das Werk dürfte bis zum Anfang der 1990er-Jahre von der Jugoslawischen Armee als Depot verwendet worden sein. Es befindet sich in einem sehr guten Zustand und ist momentan (2010) offen und frei zugänglich. Die Gruson-Kuppel ist die letzte, die in einem österreichischen Werk erhalten ist.

English summary
Werk Gorazda was built in the mid 1880s. It has a unusual symmetric layout for a mountain-fortification. The guns are protected by early Austrian (casemates) and German (Gruson revolving turret) armour. The cupola is the last remaining of this type from the Austrian fortification era.

During WWI, it was bombed by the Montenegrinian with limited success. Damages were constantly repaired.
After the war it was used by the Jugoslavian Army, probably as depot. It is now abandoned and accessable (2010).

Touristischer Hinweis/touristic information
Das Werk Gorazda ist über die Straße Kotor – Cetinje zu erreichen. Über den Sattel Trojica in Richtung Cetinje nach der ersten Kehre rechts abbiegen (Wegweiser zum Werk). Der asphaltierten Straße folgend erreicht man das Werk.
To reach Werk Gorazda leave the road Kotor – Cetinje after the first hairpin bend after the Trojica pass. The Werk is signposted there.

 

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