Technisches Militärkomitee // Military-Technical Committee

Das „k.(u.)k. Technische und administrative Militär-Komitee“ [TMK] war ein sogenanntes Hilfsorgan des Reichskriegsministeriums. Es wurde 1869 im Zuge der strukturellen Reform der Streitkräfte Österreich-Ungarns aus dem „Artillerie-Comité“ und dem „Genie-Comité“ gebildet, die ihrerseits 1855/56 aus dem Artillerie-Hauptzeugsamt und dem Genie-Hauptamt hervorgegangen waren. Als Sitz wurde der neuen Institution das 1862/64 am Getreidemarkt N°9 auf dem Areal des ehemaligen Fortifikationsbauhofes errichtete „Geniegebäude“ zugewiesen, in dem das Genie-Comité bereits untergebracht war. Es blieb bis 1918 Amtsgebäude des TMK und wurde dann wie auch seine Nebengebäude der Technischen Universität übergeben, die es bis heute nutzt.

Das TMK, dessen Bezeichnung 1895 in „K.u.k. Technisches Militärkomitee“ geändert wurde, hatte nicht die Aufgabe eigene Grundlagenforschungen anzustellen, sondern es hatte die „Fortschritte der Wissenschaft und Technik“ in Hinsicht auf ihre Verwertbarkeit und Anwendbarkeit für militärische Zwecke zu überprüfen, zu erproben bzw. Versuche durchzuführen und dem RKM entsprechende Anträge zu stellen. Es hatte ferner alle „wichtigen“ Genieprojekte und auch beispielhafte Hochbauvorhaben zu begutachten, und statistische Zusammenstellungen aus den im Militär vorhanden Daten zu erstellen. Dazu kam die Erstellung von Dienstbüchern (Vorschriften). Das Komitee war für die Landstreitkräfte inklusive das Flugwesen zuständig, nicht aber für die Marine, die seit 1885 ein eigenes Marinetechnisches Komitee in Pola besaß.

Das TMK wurde von einem Präsidenten geleitet, der aus dem Artillerie- oder dem Geniestab stammen mußte und dem Ministerium unmittelbar unterstand. Ihm stand eine Personal-Adjutantur zur Verfügung.

Präsidenten:

1869–1876 FZM Arthur Graf Bylandt-Reith, Art
1876–1880 FZM Daniel Fhr. von Salis-Soglio, Gn
1880–1884 FMLt Karl Rt. von Schmarda, Art
1884–1890 FMLt Friedrich Kreutz, Art
1890–1895 FMLt Julius Vogl, Gn
1895–1903 FZM Gustav Graf Geldern-Egmond zu Arçen, Gn
1903–1908 FMLt Nikolaus Fhr. von Wuich, Art
1908–1912 FZM Oskar Zednik Edl. von Zeldegg, Art
1912–1914 FZM Ing. Ferdinand Goglia von Zlota-Lipa, Art
1914–1915 GM Dr. Leopold Austerlitz, Art
1915–1918 FMLt Josef Tomše von Savskidol, Art
1918 FMLt Ing. Adolf Janda-Elble von Burgringen, Gn

Legende: Art = Artillerist, Gn = Genist

Das TMK war intern in vier Sektionen gegliedert:

I. Sektion: Artillerie-, Waffen- und Trainwesen
1. Abteilung: Munitionswesen
2. Abteilung: Theoretische Arbeiten und Versuche für Geschütze und Gewehre
3. Abteilung: Konstruktionswesen
4. Abteilung: Ausrüstungs- und Zeugswesen
Schießversuchskommission in Felixdorf

II. Sektion: Genie-, Pionier- und Bauwesen
1. Abteilung: Befestigung und Festungskrieg
2. Abteilung: Fortifikatorisches Evidenzbureau
3. Abteilung: Pionier- und Minenwesen
4. Abteilung: Militär-Hochbau.- und Ingenieurwesen

III. Sektion: Statistik und Intendanzwesen
1. Abteilung: Militärstatistik
2. Abteilung: Intendanzwesen

IV. Sektion: Technologie
Diese Sektion hatte keine Untergliederungen, zu ihre gehörten aber diverse Sammlungen, chemische und physikalische Laboratorien und diverse Werkstätten.

Ferner besaß das TMK eine lithographische Anstalt, eine photographische Anstalt und eine Fachbibliothek (ca. 20.000 Bände). Beim TMK war auch die Redaktion der „Mitteilungen (des technischen Militärkomitees) über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesens“ (MAG) angesiedelt. Die III. Sektion erstellte weiters das „Militärstatistische Jahrbuch“ und die „Sanitätsstatistischen Berichte des k.u.k. Heeres“ sowie spezielle statistische Berichte.

Ein Problem, das die Effektivität des TMK von Anfang an einschränkte, war der Umstand, dass die höheren Fachkurse, vor allem die Artillerie- und Geniestabs-Ausbildung sowie die Intendanzkurse, beim TMK angesiedelt waren bzw. dem TMK unterstanden und im Laufe der Zeit eine Unzahl weiterer Kurse hinzukam, was zu einer chronischen Überlastung des TMK mit administrativen und schulischen Aufgaben führte. Erst mit der Neufassung der Organischen Bestimmungen von 1895 wurde dieser Umstand insoferne verbessert, als nur noch der Intendanzkurs beim TMK verblieb, während man die Höheren Kurse für den Artillerie- und Geniedienst einer eigenen Leitung unterstellte.

Hier ist vor allem die Bedeutung des TMK für das Geniewesen von Interesse. So entstand schon unter dem ersten Genisten als Präsidenten, Daniel Freiherr von Salis-Soglio, das monumentale Werk „Konstruktionsdetails der Kriegsbaukunst“ (1880). Eine ganze Reihe hervorragender Genieoffiziere wirkte im TMK, etwa Moritz von Brunner, der das Standard-Lehrbuch für das Befestigungswesen herausgab, oder Ernst Freiherr von Leithner, der Autor mehrerer richtungsweisender Werke zur Fortifikation, die beide auch in Galizien als Planer und Bauleiter von Werken tätig waren. Als Konstrukteure von Panzer- und Festungsgeschützkonstruktionen wären Viktor Tiltschkert und Otto Ellison von Nidlef zu nennen. Da das TMK alle größeren Befestigungsprojekte zu begutachten hatte, hatte es entsprechend großen Einfluss auf die Entwicklung der österreichisch-ungarischen Fortifikationstechnik.

English summary:
The “Military-Technical Committee (named first „k.(u.)k. Technische und administrative Militär-Komitee“  and later „K.u.k. Technisches Militärkomitee“) evolved in the mid 19th century from the Artillery-Committee and the Engineering-Committee. His main task was to follow up the technicals advances in general and review their suitability for military purposes. Furthermore, it had to examine all “important” engineering projects and also exemplary building construction projects, and to compile statistics from the data available in the military. In addition, it had to prepare service books (regulations).
It was structured in 4 divisisons with several subdivisions in order to cover all the relevant topics of research.
Of special interest concerning the fortification topic was the division 1/ subdivsion 2 which dealt with everything related to the construction and development of fortifications and had with its expertise great influence on the development of the fortification technology.

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