In Befolgung des Erlasses Nr. 5994 der General-Genie-Direction in Wien vom Jahr 1850 begann die Geniedirektion in Cattaro mit der Ausarbeitung erster Entwürfe für eine permanente Befestigung auf der Insel Rondoni (Lastavica) in der Einfahrt in die Bucht von Kotor. Der Erlass basierte auf Festlegungen der Reichsbefestigungskommission von 1850 und der folgenden Erklärung der Bucht von Kotor zum Kriegshafen.
Geniedirektion: | Cattaro |
Taktische Aufgabe tactical role |
Bekämpfung feindlicher, aufklärender Schiffe, Verteidigung der äußeren Hafeneinfahrt und Unterstützung der Hauptkampflinie (Kobila-Caballa) / Holding off enemy reconaissance ships, defence of the outer entrance to the bay and support of the main defense line (Kobila-Caballa) |
Bauperiode construction periode |
1852 – 1858 |
Kriegs-Besatzung 1914 War time garrison 1914 |
9 Offiziere/officers 265 Soldaten/NCO & soldiers |
Armierung 1914 armament 1914 |
8-8 cm KK M94 4-21cm KM M73 |
Die Sicherung der äußeren Hafeneinfahrt ist der Auftakt zu einem umfangreicheren Bauprogramm mit dem Ziel einer fortifikatorischen Sicherung der strategisch wichtigen Bocche di Cattaro im südlichsten Teil der ehemaligen Habsburgermonarchie.
Bisher begnügte man sich auf österreichischer Seite mit den aus venezianischer Zeit bzw. aus der Zeit der französischen Verwaltung stammenden Befestigungsanlagen. Da diese zum Teil im provisorischen Stil errichtet wurden, inzwischen veraltet und zum Teil verfallen waren, schritt man nun an eine Neubefestigung. Trotz der schwierigen Voraussetzungen entschied man sich, die Linie Kap Ostro – Insel Zanica / Rondoni – Kap Arza zu befestigen. Hauptanlagen sollten die Werke auf der Insel Rondoni und an der Punta d´Ostro sein, dem Werk auf Arza kam eine untergeordnete Rolle zu. Hinzu kommt, dass Teile des Kobila-Rückens auf Osmanischem Gebiet lagen und für eine Befestigung nicht in Frage kamen.
Die auf der Prevlaka- und der Lusticahalbinsel bestehenden Küstenwerke sollte vorerst im Status quo beibehalten werden und als zweite Verteidigungslinie bzw. als Rückenschutz der Neuanlagen dienen.
Unter Ausnützung annähernd der ganzen Fläche des felsigen Eilandes entstand ein Seefort mit sämtlichen nötigen Einrichtungen. Der zeitgenössischen Lehrmeinung entsprechend ist es als Reduit-Fort ausgeführt. Ein zweigeschossiger, kasemattierter Turm bildete an der Kehlseite den Kern der Anlage. Diesem Reduit war – zur offenen Adria hin – eine ebenfalls kreisförmige Batterie vorgesetzt, die etwa zwei Drittel eines Kreises ausmacht. Am offenen Wall und in zwei kasemattierten Batterien in den Flanken gab es insgesamt 37 Wechselstellungen für Kanonen unterschiedlichen Kalibers. Zudem konnten in Kasematten des Reduits Geschütze – auch als Reversbatterie – zur Aufstellung gebracht werden. Neben den Flachbahngeschützen am Frontwall und in den Kasematten waren ursprünglich glatte Mörser zur Aufstellung im Batteriehof bzw. am Verdeck des Turmes vorhanden. Anlässlich der Pensionierung des langjährigen Militär- und Zivilgouverneurs von Dalmatien, Feldzeugmeisters Lazarus Freiherr von Mamula, wurde das Seefort mit allerhöchstem Beschluss zu seinen Ehren in „Fort Mamula“ umbenannt. Der Schriftzug ist noch heute vorhanden.
Zur Zeit seiner Fertigstellung war das Seefort Mamula, bedenkt man die hölzernen Schiffe dieser Zeit mit Vorderlader-Geschützen, diesen sicherlich überlegen. In weiterer Folge sank der fortifikatorische Wert zunehmend. Dem versuchte man durch, vornehmlich technische Nachrüstung und Änderung der Armierung, entgegen zu wirken. Ein größerer Umbau erfolgte in den 1890er-Jahren, als man in der Front eine Batterie für vier – eigentlich völlig veralteter – 21cm Küstenmörser einbaute. Für eine verbesserte Feuerleitung folgte der Einbau von zwei gepanzerten Distanzmessständen und zwei Hilfsständen. Mit der Einstellung von zwei 90cm Scheinwerfern knapp vor dem ersten Weltkrieg wurde im Reduit eine dampfbetriebene Maschinenanlage zur unabhängigen Stromerzeugung nötig.
Als im September 1914 mehrfach die Französische Mittelmeerflotte vor Cattaro kreuzte, wurde das Seefort Mamula – das zu diesem Zeitpunkt bereits annähernd 60 Jahre besteht – erstmals in Kampfhandlungen verwickelt. Konkret erhielt es am 19. September zwei Treffer, davon einen im Bereich der Küche, was auch Opfer unter der Mannschaft forderte. In den folgenden Kriegsjahren wurde das Seefort in keine direkten Kampfhandlungen mehr verwickelt.
Nach dem Ersten Weltkrieg vom Königreich Jugoslawien noch in militärischer Verwendung, diente Mamula im Zweiten Weltkrieg als italienisches Internierungslager.
Mamula befindet sich auf der Liste der denkmalgeschützten Objekte Montenegros. Die Insel ist verlassen und frei zugänglich und in etwa 20min mit dem Boot von Herceg Novi erreichbar.
Zur aktuellen Diskussionen über die Zukunft der Festungsinsel siehe auch:
Balkan insight
OeGF
Drohnen-Video von Mamula!
Englische Zusammenfassung/ English summary
In compliance with the decree number 5994 ex 1850 of the General Direction of Fortress Engineers in Vienna, the local branch of fortress engineers at Cattaro drew up the first designs for a permanent fortification on the island Rondoni (Lastavica) at the entrance to the bay of Kotor. This was based on the decisions reached by the “Commission for the Fortification of the Monarchy” from 1850 and the declaration of the bay of Kotor to a naval port.
Utilizing nearly the entire surface of the rocky island a coastal fort with all necessary facilities was built. It was conceived as Reduit-Fort according to the official doctrine of the time. A two-storey casemate-tower formed the central element of the fort with a circular battery in the front. On the rampart and within casemated batteries 37 exchange positions for coastal guns were situated. Additional guns could be placed in the redoubt and mortars on the ramparts. Honoring General Baron Lazarus von Mamula the coastal fort was named “Fort Mamula”.
During the following decades attempts were made to conserve the usefulness of the fort. Among other reconstructions a battery including four 21cm coastal mortars was installed during the 1890s followed by armored observation posts, two 90cm search lights and a power plant in the redoubt.
During autumn 1914 Seefort Mamula was for the first time involved in combat operations as it was shelled by the French fleet. Italians used the island as internment camp in the WWII. Mamula is officially protected by law and freely accessible at the moment.
Further regarding about the current discussion regarding the future of the fort:
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Drone video of Mamula!