*24. Dezember 1829 in Littau/ Litovel in Mähren – + 11. Jänner 1889 in Wien
Josef Maria Kostersitz wurde am 10. Juli 1848, nachdem er zuvor ein Jahr Philosopie studiert hatte, beim k.k. Mineur-Korps als Jung-Mineur auf acht Jahre assentiert. Ungleich seinem älteren Bruder Ubald, der in späteren Jahren Probst des Stiftes Klosterneuburg wurde, schlug er eine militärische Laufbahn ein. 1850 wurde er als Kadett in die dreijährige k.k. Genie-Akademie in Wien transferiert der gleich noch 1853 die Frequentierung des Höheren Geniekurses folgte. Nach sehr guter Absolvierung des Kurses fand er seine erste einschlägige Zuteilung bei der Befestigungsbaudirektion in Przemysl 1854. Von 1856 war er fast durchgehend bis 1860 als Objektkommandant beim Bau der neuen Befestigung am Hippichl bei Kufstein und als Geniedirektor von Kufstein eingeteilt. Unterbrochen u.a. von seiner Verwendung im Sardischen Krieg von 1859 bei der Befestigungsbaudirektion Trient.
Cadet | 1850 |
Leutnant II. Klasse | 1851 |
Leutnant I. Klasse | 1853 |
Oberlieutnant | 1853 |
Hauptmann II. Klasse | 1857 |
Hauptmann I. Klasse | 1859 |
Major | 1871 |
Oberstlieutnant | 1876 |
Oberst | 1879 |
Generalmajor | 1885 |
Von September 1860 bis August 1864 wurde Hptm. Kostersitz bei der Genie-Direktion Peschiera beim Bau der Festungswerke und Militärgebäude eingeteilt. Beim Bau des neuen Marine-Arsenals bzw. beim Ausbaggern des Kriegshafens und seiner Zufahrt zum Gardasee wurden 1861 bis 1864 Werkzeuge, Fischgeräte, Waffen und Schmuck aus der Zeit der „Pfahlbauten“ gefunden. Kostersitz erforschte und beschrieb diesen ersten in Österreich entdeckten Pfahlbau und überließ seine Arbeit samt Plänen und den gesammelten Antiquitäten dem k.k. Antikenkabinett in Wien. Kaiser Franz Joseph verlieh ihm dafür die Große Goldene Medaille für Wissenschaft und Kunst.
1871 sah die Berufung als Genie-Direktor nach Essegg (heute Osijek, Kroatien) doch schon ein Jahr später wurde er zum technisch-administrativen Militär-Komitee transferiert und 1873 zum Chef der IV. Sektion des technisch-administrativen Militär-Komitees ernannt. In Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die Konstruktion und Erzeugung neuer elektrischer Zündapparate verlieh ihm 1876 Kaiser Franz Joseph das Ritterkreuz des Franz Josephs Ordens.
In seiner Funktion als Sektionchef beobachtete er auch die sich entwickelnde Aeronautik in Österreich-Ungarn. Zu diesem Zweck war er in der als Club organisierten „Fachgruppe für Flugtechnik“ Mitglied, die sich das Studium der Luftballonfrage zum Ziel gesetzt hatte.
Einen weiteren Erfolg konnte Kostersitz 1883 verzeichnen. In modernen Befestigungen bekamen eisengepanzerten Drehtürme eine stetig wachsende Bedeutung. In diesem Jahr waren auf der Sperre von Malborgeth zwei drehbare Panzertürmer fertiggestellt worden und auch in Werken (zB. Stoja, Verudella etc.) des Hauptkriegshafens Pola wurden ebensolche Panzertürme installiert. Bei diesen Panzertürmen gab es für den finsteren, ungemein beengten Innenraum keine geeignete, gefahrlose Lichtquelle. Oberst Kostersitz konstruierte gemeinsam mit Werkführer Dr. Friedrich Wächter des TMK die Glühlichtlampe des Dozenten für Physik an der Wiener Universität, Dr. Puluj, so um, dass die Lichterzeugung durch eine kleine galvanische Batterie bewirkt werden konnte. Mit dieser tragbaren elektrischen Glühlichtlampe konnten nun die engen Panzertürme aber auch Pulvermagazine, Minengalerien und sonstige mit feuergefährlichen, leicht explodierbaren Stoffen gefüllten Räume erleuchtet werden.
1884 wurde Kostersitz zum Genie-Chef des 11. Korps in Lemberg ernannt und bekam in Anerkennung seiner langjährig vorzüglich geleisteten Dienste als Chef der IV. Sektion im technischen und administrativen Militär-Komitee der Eisernen Krone 3. Klasse verliehen. Krankheitsbedingt wurde GM Kostersitz im Frühjahr 1888 pensioniert und verstarb ein Jahr später nach längerem Leiden in Wien im Alter von nur 59 Jahren.
(Gastautor: Gerald Penz)
English summary:
Josef Maria Kostersitz joined the Imperial Austrian Mineur Corps in 1848 after a year of philosophy studies and completed the engineering academy and advanced military engineering course in Vienna. He began his career in 1854 in the Geniedirektion Przemysl and later worked in Kufstein and Trento.
From 1860 to 1864, he worked in Peschiera, where he discovered prehistoric artifacts during the construction of a naval arsenal and documented Austria’s first known pile dwelling. For this, he received the Grand Gold Medal for Science and Art.
Appointed engineering director in Essegg in 1871, he later joined the technical-administrative military committee, contributing to the development of electric ignition devices. He also took interest in aeronautics and, in 1883, co-developed a safe electric glow lamp for use in armored turrets and explosive storage areas. In 1884, he became engineering chief of the 11th Army Corps in Lemberg.
Retired due to illness in 1888, Kostersitz died in Vienna in 1889 at the age of 59.
(guest writer: Gerald Penz)
- Peschiera und der Fundort der Pfahlbauten// Peschiera and the site of the pile dwellings
- Große Medaille für Wissenschaft und Kunst// Grand Medal for Science and Art (Literis et Artibus)