Nachlese “Garnisonsstädte in der Habsburgermonarchie” Universität Salzburg 25.-26.2.2016

Eine überaus gelungene Veranstaltung zur Thematik der Garnisons-/Festungsstädte im 19. Jahrhundert wurde von Prof. Laurence Cole und Elisabeth Berger des Fachbereichs Geschichte der Paris Lodron Universität Salzburg organisiert. Die aus acht Nachfolgestaaten der ehemaligen Monarchie stammenden Vortragenden befassten sich mit den militärischen und zivilgesesellschaftlichen Aspekten dieser Örtlichkeiten.

Gewichtig vertreten war auch die OeGF mit ihren zwei Vortragenden:
Michael Viktorik (Olomouc/ Olmütz) erläuterte die Entwicklung der Festungsstadt Olmütz, welche auf Grund der erheblichen Investitionen des k.u.k. Ärars eine Blütezeit erfuhr. Speziell fokussierte er auch auf die Rezeption von Thematiken der Festung in der Literatur.
Nicola Fontana  (Rovereto) befasste sich mit dem “Festungsland Tirol” und dem Militarisierungsprozess der zivilen Verwaltung durch die militärischen Behörden. Dieser Prozess bewirkte einerseits ein deutliches Lebenszeichen der Staatsmacht und führte zur regionalen Einschränkung der zivilen Entfaltung.

Weitere Referate stammten von Jutta Baugartner (Salzburg) zu Geschichte der Festungsstadt Salzburg am Übergang vom Erzstift bis zur Inkorporation in die habsburgischen Lande.
Michael Baczkowski (Krakow/ Krakau) betrachtete die Situation in der Festungs- und Garnisonstadt Krakau und der Bedeutung des Militärs für das Wirtschaftsleben in der Stadt.
Aus Cluj-Napoca (Klausenburg) in Siebenbürgen berichtete Judit Pal über die ambivalente Haltung der mehrheitlich ungarischen Bevölkerung gegenüber der gemeinsamen Armee. Einerseits dem ungarischen Nationalismus widerstehend wurde sie andererseits doch als Einkunftsquelle und sicherheitspolitischer Faktor erkannt.
Die Regimentsmusiken  in der Garnisonsstadt Graz waren das Thema des Vortrages von Elisabeth Berger (Salzburg). Dieses aktiv benutzte Bindeglied zwischen Militär und  Zilvilgesellschaft und Fixpunkt im Kulturleben bekam öfters die nationalen Aufladungen hautnah zu spüren.
Tamara Scheer (Wien) befasste sich mit dem schon fast babylonischen Sprachengewirr in der jungen Garnisonsstadt Sarajevo, zu welchem die über proportionale Verlegung von Regimentsteilen aus allen Teilen der Monarchie beitrug. Verschärft wurde die Situation durch den Hegemonieanspruch der ungarischen Politik für den Balkan.
Die politischen, sicherheitspolitischen als auch ökonomischen und gesellschaftlichen Aspekte der beiden Garnisonsstädte Zengg (Senj) und Bellowar (Bjelovar) wurden von Alexander Buczynski (Zagreb/Agram) genauer untersucht. Diese zwei Orte bildeten eine Schlüsselstellung in der Organisation der Militärgrenze zum Osmanischen Reich.
Rok Stergar (Ljubljana/Laibach) beleuchtet die Geschichte des Garnisonsortes Laibach, welcher trotz der heterogenen Zusammensetzung und den dadurch vielschichtigen und komplexen Verhältnissen als militärfreundlicher Ort galt.
Über die größte Festungsstadt Österreich-Ungarns, Przemysl, präsentierte John Fahey (West Lafayette) seine Untersuchungen. Die Entwicklung der Stadt unterscheidet sich signifikant von anderen Garnisonsstädten, da die unbedeutende Kleinstadt in Galizien erst durch die Errichtung der Festungsgürtels ab 1873 eine gesellschaftliche und wirtschaftliche “Explosion” erlebte.
Lukas Fasora (Brno/Brünn) beleuchtete die Situation in der Garnisonsstadt Brünn in welcher sich das zivil-militärische Zusammenleben bis in Mitte des 19. Jahrhunderts als unproblematisch gestaltete. Mit der zunehmenden Radikalisierung und Nationalisierung der tschechischen Bevölkerung gegen Ende des Jahrhunderts kam es aber auch in dieser Garnisonsstadt zu gewalttätigen Konflikten.

Abgerundet wurde die Tagung durch eine Besichtigung der Festung Hohensalzburg.
Zum Abschluss dieser erfolgreichen Konferenz ist es angedacht, aus den verschiedenen Beiträgen einen Tagungsband erscheinen zu lassen.

 

English summary:

A very interesting workshop on the subject of the garrison-/ fortress- towns in the 19th century was organized by Prof. Laurence Cole and Elisabeth Berger of the department of history of the Paris University of Salzburg. Coming from eight successor-countries of the former monarchy the lecturers dealt with the military and civil aspects of these special cities.

The OeGF was represented by two lecturers:
Michael Viktorik (Olomouc / Olmütz) explained the development of the fortified town  Olomouc, which had its heydays due to the significant military investments by the Empire. Specifically, he focused on the reception of themes of the fortress in the literature.
Nicola Fontana (Rovereto) dealt with the “Fortress Tyrol” and the militarization of the civil administration by the military authorities. This process resulted on one hand in a strong demonstration of state authority and led to the regional restriction of civil development.

Other presentations were held by Jutta Baugartner (Salzburg) to history of the fortress city of Salzburg;
Michael Baczkowski (Cracow/ Krakau) about the situation in the fortress city of Crakow;
From Cluj-Napoca (Klausenburg) in Transylvania Judit Pal reported on the ambivalent attitude of the majority of the Hungarian population against the common army.
The regimental bands in the garrison city of Graz were the subject of the presentation by Elisabeth Berger (Salzburg).
Tamara Scheer (Vienna) addressed the almost Babylonian confusion of languages ​​in the young garrison city of Sarajevo.
The political, security, economic and social aspects of the garrison towns Zengg (Senj) and Bellowar (Bjelovar) were investigated in detail by Alexander Buczynski (Zagreb/ ​​Agram).
Rok Stergar (Ljubljana/ Laibach) illuminated the history of the garrison town Ljubljana, which was despite the heterogeneous composition a military friendly place.
The growth of Przemysl from an insignificant small town in Galicia to the largest fortress town of the Habsburg empire was presented by John Fahey (West Lafayette).
Lukas Fasora (Brno/ Brünn) highlighted the situation in the garrison city of Brno in which the civil-military relation grew from uncomplicated to problematic due to the radicalization and nationalism of the Czech population.

To finalize this successful conference, it is planned to publish the lectures in a edited volume.

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