Die Sperre Lavarone(-Folgaria) ist das Herzstück eines Fortifikationssystems, welches nach einem operativen Plan Franz Conrad von Hötzendorfs konzipiert wurde. Die Grundüberlegung war: Durch die Kriege von 1859 und 1866 war Südtirol (mit dem Trentino) zu einem gefährdeten Vorsprung in italienisches Territorium geworden. Diesen Umstand konnte man aber auch zu seinen eigenen Gunsten nützen. Conrad beabsichtigte, die in Venetien aufmarschierende italienische Hauptarmee durch einen Stoß über die Hochebenen südöstlich von Trient im Rücken abzuschneiden und in einer Art Kesselschlacht zu vernichten. Das bedeutete, dass er in diesem Gebiet einen fortifikatorisch gesicherten und möglichst grenznahen Aufmarschraum brauchte, um genügend Truppen bereitstellen zu können. Er dachte zunächst nur an die Hochfläche von Lavarone, erweiterte den Aufmarschraum dann aber um die Folgaria-Hochfläche und bezog schließlich auch den Raum Grigno sowie zuletzt auch das Pasubio-Monte Testo-Plateau in den Aufmarschraum ein. Das Gebiet in der rechten Flanke von der Vallarsa über den Südrand des Brentonico-Plateaus bis zum Altissimo di Nago sollte durch Sperrfortifikationen verlässlich abgeschlossen werden. Zentrum und Bereitstellungsraum für die Hauptkräfte sollte das Lavarone-Folgaria-Gebiet sein.
Die Planung und der Bau der Sperre begannen 1907/08. Zunächst wollte man nur den Aufstieg auf das Lavarone-Plateau sichern. In einem schnellen Entschluss wurde ein Werk Horst auf dem Monte Rust bei Chiesa angeordnet und der Bau eingeleitet. Conrad überzeugte jedoch die Genieverantwortlichen und den Minister, dass das gesamte Plateaugebiet einbezogen werden sollte. Letztlich wurde für die Lavarone-Hochfläche, das Vezzena-Gebiet und den Rücken von Lusern ein System mit drei Haupt-, zwei Zwischenwerken und einer Straßensperre entwickelt. Finanzielle und praktische Gründe erzwangen die Reduktion auf zwei Hauptwerke und ein Zwischenwerk, dem noch ein Beobachtungsposten angefügt wurde. So entstanden die Werke Lusern, Verle und Gschwent sowie der Posten Vezzena. Der zweite Schritt war die Einbeziehung der Folgaria-Hochfläche, wobei nur ein Werk auf dem Dosso di Cherle geplant war, um den Sommo-Sattel zu sichern. Letztlich wurden hier die Hauptwerke Cherle (Sebastiano) und Serrada geschaffen, während das Zwischenwerk Sommo das Intervall sicherte. Ausgenommen Serrada waren alle Werke im August 1914 fertiggestellt und einsatzbereit.
Die rechte Anschlusssperre Etsch-Arsa, blieb unfertig. Der Bau des Werkes Valmorbia in der Valarsa wurde bei Kriegsbeginn eingestellt; das Werk Coni Zugna und die befestigte Front auf dem Brentonico-Plateau waren im Einleitungsstadium. Den linken Anschluss sollte eine Sperre der Valsugana bilden. Nach langwierigen Diskussionen einigte man sich auf ein rückwärtiges Werk auf der Panarotta oberhalb von Levico und eine aus vier Werken und einer Talsperre bestehenden Sperre bei Grigno. Alle diese Projekte kamen bis 1915 über die einleitenden Straßenbauten nicht hinaus.
Die Kriegsausrüstung der Sperre Lavarone(-Folgaria) begann im August 1914. Allerdings musste nach und nach Personal, Material und Munition an die Ostfront abgegeben werden, und nicht zuletzt wurden die Arbeiten aus politischen Gründen immer wieder eingestellt. Auf den Hochflächen wurde eine durchgehende Linie von Stützpunkten, in die auch die Werke einbezogen wurden angelegt. Als der Krieg am 23. Mai 1915 ausbrach, waren die Stellungen vollendet, aber außer Landsturm und Standschützen standen keine Stellungstruppen zur Verfügung. Das Festungsartilleriebataillon Nr. 6 bildete daher mit seinen Werksbesatzungen das Rückgrat der Verteidigung. Für eine längere Verteidigung aber war diese Sperre nicht gedacht und gebaut; sie sollte nur für wenige Tage einen Aufmarschraum sichern. Nun aber wurde sie mit einem monatelangen Abwehrkampf konfrontiert.
Der erste italienische Angriff erfolgte auf dem Vezzena-Sattel nach einem vier Tage langen Beschuss am 28. Mai 1915. Er scheiterte trotz krisenhafter Zustände in den Werken Verle und Lusern, weil er äußerst zögerlich durchgeführt wurde. Der Abwehrerfolg der Sperre gründet sich in hohem Ausmaß auf die Überlegenheit der Verteidiger in Bezug auf Maschinengewehre und auf den Einsatz der Werksartillerie.
Auf der Folgaria-Hochfläche gab es zunächst nur Patrouillentätigkeit und Artillerieduelle. Man entschloss sich daher, die Hauptverteidigungslinie vorzuverlegen. Die Italiener wurden in langwierige Kämpfe um die Grenzberge (z.B. Monte Coston) verwickelt, während man diese neue Verteidigungslinie ausbaute, die weit vor den Werken verlief. Die Folgaria-Werke waren damit direkten Angriffen entzogen und wirkten fortan wie konventionelle Batterien.
Noch im Juni brachte man drei 30,5cm Mörser auf die Hochflächen, die systematisch die italienischen Gegenwerke Verena und Campolongo ausschalteten. Die italienische Belagerungsartillerie konnte man jedoch nicht wirklich beeinträchtigen; sie hielt die österreichischen Werke weiter unter Feuer.
Ab 15. August steigerte sich das Artilleriefeuer zum Dauerbeschuss, der sofort schwere Schäden an den Werken Lusern (Durchschläge von Vorpanzern), Verle (Durchschläge von Vorpanzern) und Cima di Vezzena (Abwurf Panzer), aber auch bei Serrada (Poterne zwischen Hinterem Block und Vorderer Batterie durchschlagen und unpassierbar) verursachte. Schließlich gab es auch in Sebastiano Durchschläge und Turmhavarien. Erste Angriffe auf dem Folgaria-Plateau wurden allerdings abgewehrt. Hier war nach wie vor der Kampf um die Vorberge im Gange. Die Italiener kamen nicht an die Hauptlinie heran.
Im August 1915 begann die Desarmierung der Werke Lusern und Verle; die intakten Turmhaubitzen wurden ausgebaut und im Zwischengelände in Behelfsbettungen aufgestellt. Dies war notwendig geworden, weil die Vorpanzer zu schwach waren und überdies zu wenig tief in die Decke hineinreichten. Dazu kam, dass die Stampfbetondecken auf Trägern im Allgemeinen hielten, aber bei mehreren Treffern auf denselben Punkt durchschlagen wurden. Verle und Lusern, aber auch der Posten Vezzena waren ab August 1915 nur noch starke Infanteriestützpunkte. Mit Ausnahme von Gschwent wurde in allen Werken mit dem Bau unterirdischer Zugangspoternen und Kavernen begonnen. Am 9. September 1915 wurde der Status der Sperre als „Fester Platz“ aufgehoben. Die Werke waren damit nur noch Einzelanlagen im taktischen Sinn mit dem Charakter von Nahkampfanlagen.
In der Folge verlagerten sich die Kämpfe auf das Folgaria-Plateau. Hier fanden in der ausgebauten vorderen Linie vor allem im Oktober verlustreiche Kämpfe statt. Der Winter erstickte schließlich auch an diesem Frontabschnitt alle weiteren Aktivitäten.
Im Frühjahr 1916 wurde endlich die von Conrad geplante Offensive begonnen. Sie trug den bezeichnenden Namen „Strafexpedition“ und erreichte ihr Ziel nicht. Die Werke waren vor der Offensive wieder armiert worden, was ein schwerer Fehler war, denn nun erst traten bei den Turmhaubitzen schwere Beschädigungen, Abwürfe und Durchschläge auf. Nach dieser Offensive wurden alle Werke wieder instandgesetzt, als fortifikatorisch voll einsatzfähige Anlagen bleiben aber nur die Folgaria-Werke und Gschwent bestehen, während Verle und Lusern zu Infanteriestützpunkten degradiert wurden und bald nur noch als Unterkünfte dienten. Die noch intakten Haubitzen wurden wieder ausgebaut und als Positionsbatterien an der Front eingebaut. 1918 fielen alle sieben Werke ohne Gegenwehr in Feindeshand.
English summary
The Sperre Folgaria-Lavarone was the centre point of fortified area which was based on the strategic ideas of Franz Conrad von Hötzendorf (Chief of the General Staff). His intention was to create a fortified assembling area for an attack into the Venetian plains in order to attack the Italian armies advancing towards Laibach/Lublijana in the rear. The initial plans only focused on the Lavarone plateau but got extended to the Folgaria area. Later the strategic considerations got further extended with fortifications in the left wing (Valsugana Gringo area) and the right wing (Pasubio, Vallarsa, Brentonico plateau).
In 1907 the planning and construction works started with Werk Horst near Chiesa, intended to secure the access to the Lavarone plateau. For Conrad this was not sufficient and he convinced the Ministry and other authorities to include the entire Lavarone and Folgaria plateau in this fortification project. Construction started in 1908 at the forts Lusern, Verle and Gschwent as well as the observation post Vezzena. In a second step the Folgaria plateau got fortified with Werk Cherle (Sebastiano) und Serrada and Werk Sommo which covered the range between the two other forts. Except of Serrada all these forts were finished and ready for combat in August 1914. The planned construction of the fortifications in the left and right wings of the central area Folgaria–Lavarone had bearly started in 1914.
In August 1914 preparations were started to get the entire fortified line ready for combat but these efforts were hampered by the need to transfer men and material to the Eastern front.
The first Italian attack was launched on May 28th 1915 in the Vezzena area after heavy bombardment and got repelled despite catastrophic circumstances in the forts of Lusern and Verle. In the Folgaria area the Austrians moved their first line of defence south and further away from the fortificaions.
Despite the deployment of 3 -30,5cm Skoda mortars in the area, the Austrians were not able to silence the Italian heavy artillery which started heay shelling of the forts on August 15th and caused serious damages to the structures and armaments of the forts. As a result the Austrians disarmed the forts and the special regulations for fortified areas were annulled.
Spring 1916 saw the offensive as planned by Hötzendorf. It did not reach its objectives but resulted that the forts were now in the rear area of the new front line. This new situation was used to rebuild the forts but mainly without heavy armament which was placed in the surrounding area. When the forts were occupied by Italian forces without fighting at the end of the war, they were in perfect structural condition.