Beschreibung der Festung Olmütz / Description of the fortress Olmütz

Seit dem 17. Jahrhundert hatte die Stadt Olmütz auf Grund ihrer geographischen Lage eine strategische Bedeutung für die gesamte österreichische Monarchie. 1655 wurde Olmütz eine Festungsstadt und diesen Charakter behielt sie bis 1886, als sie als fester Platz aufgelassen wurde.
Die Hauptaufgabe der Festung Olmütz war, der feindlichen preußischen Armee einen Durchzug durch Mähren in Richtung Wien zu verwehren. Zur größten Modernisierung der Befestigungen kam es, nachdem Kaiserin Maria Theresia einen großen Teil von Schlesien verloren hatte. Im Zeitraum 1742-1757 wurde die alte Stadtbefestigung umgebaut und Olmütz veränderte sich in eine der modernsten bastionierten Festungen Europas.

1758 wurde die „k. k. Haupt Gränzfestung Olmütz“ von Preußen fünf Wochen lang ohne Erfolg belagert. Dies war das Einzige mal, dass die Festung Olmütz einer feindlichen Belagerung und Beschießung ausgesetzt war. In den folgenden Jahrzehnten kam es zu einer Stagnation der fortifikatorischen Tätigkeiten.

Die Erfahrungen aus den Feldzügen Napoleons am Beginn des 19. Jahrhundert machten deutlich, dass die bastionären Befestigungen viele Schwachstellen besaßen. Man stand vor der Wahl diese Befestigungen zu modernisieren, bzw. zu entfestigt oder in ihrem Zustand zu belassen. Im Falle von Olmütz entschied man sich für eine Modernisierung, da die Gefahr eines preußischen Angriffs auf diesen strategischen Ort weiterhin bestand.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dachte man über eine „Lagerfestung Olmütz“ – bzw ein „Verschanztes Lager vor Olmütz“ nach. Dieser Entwurf wurde von einem von Preussen entwickelten System inspiriert, dem das damals fortschrittliche Polygonalsystem zu Grunde lag. Im Vorfeld der alten bastionierten Festung sollte ein Gürtel von Lagerwerken (Forts) erbaut werden, der die vorgerückte Verteidigung von Olmütz bilden sollte. Dieser Entwurf fand jedoch nicht die nötige Unterstützung im Hofkriegsrat in Wien. In dieser Zeit geschah nur die teilweise Ausbesserung der Fortifikationen. Ausnahme bildeten die zwei 1839-1846 erbauten Forts auf dem Galgenberg und dem Tafelberg, d.h. auf den Höhen, von welchen 1758 die Preußen Olmütz angegriffen hatten.

Die Situation änderte sich nach der Revolution 1848-1849. An dieser Stelle soll auch daran erinnert werden, dass in diesen Jahren der Kaiserhof seinen Sitz in Olmütz hatte. Die fortschreitende Spannung zwischen Habsburger Monarchie und Preußen führten zur Bereitstellung der notwendigen finanziellen Mittel für den Aufbau der Lagerfestung Olmütz ab 1850. Der Entwurf stammte von Julius von Wurmb, der zu dieser Zeit Geniedirektor in Olmütz war. Für das Gebiet Böhmen und Mähren war dies die einzige Modernisierung eines festen Platzes da die Festungen Theresienstadt oder Josefstadt nicht modernisiert wurden.
Der Entwurf von Wurmb sah ursprünglich einen Gürtel von 25 permanenten und provisorischen Lagerwerken vor. Die einzelnen Lagerwerke waren von einander 1 bis 2 Kilometer entfernt und die Entfernung von der Zentralfestung war 2 bis 4 Kilometer. Der Umfang des Gürtels betrug mehr als 26 Kilometer. Die einzelnen Lagerwerke unterschieden sich in ihren Bauweisen. Der ursprüngliche Gesamtentwurf wurde immer wieder umgeplant. Dies, in Verbindung mit Finanzierungsschwierigkeiten verursachte, dass einige Lagerwerk nicht errichtet wurden.

Bis zum Jahr 1866, als der neuerliche Krieg mit Preußen ausbrach, waren nur 20 Lagerwerke fertiggestellt oder befanden sich im Bau. Die Festung wurde in einen verteidigungsfähigen Zustand gebracht, jedoch erfolgte keine Belagerung durch Preußen.
Nach 1866 entstanden neue Modernisierungsentwürfe, die auf die neue politische Lage, verbesserte Artillerie und den schlechten Zustand der bestehenden Befestigung reagierten. Ab 1870 entwickelt sich Russland zum neuen Gegner Österreich-Ungarns. Um einen potentiellen Angreifer möglichst weit von der Lagerfestung abzuhalten wurden drei Befestigungsgruppen vorgeschlagen (jede Befestigungsgruppe bestanden aus 3-4 Werken), die noch vor den Gürtel der Lagerwerke vorgeschoben sein sollten. Bis Ende der 1870er wurde nur das Werk II der Befestigungsgruppe Heiligenberg erbaut. Man verwendete für seinen Bau nicht nur Ziegel und Steine, sondern auch erstmalig Beton und Stahlteile. Werk II, das von dem nächsten Gürtelwerk mehr als 5 Kilometer entfernt war und mehr als 9 Kilometer vor dem alten bastionierten Festungskern lag, wurde mit moderner Artillerie ausgerüstet.

Mit der Vollendung des Werkes II wurde der Ausbau der Lagerfestung Olmütz eingestellt. In den folgenden Jahrzehnten wurden die meisten Werke demoliert und die Grundstücke verkauft. Die auf dem Gebiet der Stadt Olmütz und in ihrer unmittelbaren Umgebung erhalten gebliebenen 9 Lagerwerke sind stumme Zeugen dieser Festungszeit.

English summary:
In the mid 17th century Olmütz became an Austrian fortress town mainly focused as a defence against Prussia. A hundred years later (1758) the then modified fortress got besieged by the Prussians for several weeks without success. Thereafter it was intended to modify the fortifications but due to financial constraints this was never realized. Only after the tension between Austria and Prussia was increasing again in the mid 19th century funds got available to construct a Lagerfestung. The main planning was done by Julius v. Wurmb, then Geniedirektor in Olmütz, and contained initially a belt of 25 fortresses around the city. Until 1866, the year in which Austria and Prussia were at war again, only 20 fortresses were finished and got armed for defence. Following that conflict it was intended to construct 3 more fortress groups in distance to the existing belt. Unitil the end of the 1870ies only Werk II of the group “Heiligenberg” got constructed. Thereafter any new constructions ceased and in 1886 Olmütz lost its status as fortified city.
In the following years the fortifications got sold and demolished but 9 of them are remaining until today.

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