Trebinje – Abbruch des ehemaligen k.u.k. Defensionslagers / Demolition of the former Austrian military barracks

Ende Jänner 2018 wurde ein großer Teil des ehemaligen Defensionslagers in Trebinje abgebrochen. Die bis zu 140 Jahre alten Objekte müssen einem geplanten Neubauprojekt weichen. Soweit bekannt ist, sollen noch weitere Gebäude abgerissen werden. Der Präsident der speläologischen Gesellschaft „Zelena brda“ (Grüner Berg) in Trebinje, Herr Dubravko Kurtović, hat die OeGF auf diesen tragischen Substanzverlust hingewiesen.
Tatsächlich gehörten die zerstörten Gebäude zum ältesten Teil des zwischen 1879 und 1914 errichteten Kasernenkomplexes und somit zu den ersten baulichen Hinterlassenschaften in der ehemaligen Garnisons- und Festungsstadt. Sie markierten den Auftakt einer intensiven Bautätigkeit in Folge dessen Trebinje zu einer bedeutenden Festungsstadt der Habsburgermonarchie ausgebaut wurde. So konnten bereits 1880 die nunmehr abgebrochenen Mannschaftskasernen Nr. 1 bis 3 für jeweils etwa 100 Mann, ein Offizierswohngebäude und eine Mannschaftsküche in Verwendung genommen werden. An der Südseite, entlang der damaligen Hauptstraße, wurde ein Garten angelegt. In den folgenden Jahren fügte man noch weitere Gebäude hinzu.
Das abgeschlossene und verteidigungsfähige Ensemble bildete eine militärische „Stadt in der Stadt“ mit eigener Bäckerei, autarker Wasserversorgung, umfangreichem Fuhrpark, Werkstätten, den notwendigen Verwaltungseinrichtungen, einer Kantine und dem Militärgefängnis der Festung. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts konnten im Defensionslager etwa 900 Personen und mehr als 150 Pferde untergebracht werden. Zur unmittelbaren Verteidigung waren im Kriegsfall ein Offizier und 55 Mann vorgesehen. Mittels einer optischen Telegraphenstation als auch durch das Festungstelefonnetz stand der Kasernenkomplex mit den Befestigungsanlagen im Festungsgürtel von Trebinje in Verbindung.
In architektonischer Hinsicht wiesen die Kasernengebäude die für die 1880er-Jahre im Bereich Trebinje und Bileća verbreitete Formensprache auf. Die Fassaden der zwei- bis dreigeschossigen Objekte erhielten durch die Stockwerks- und Traufgesimse eine klar horizontale Orientierung. Schlichte Putzfaschen rahmten die Tür- und Fensteröffnungen. Die ausspringenden Gebäudeecken waren durchwegs mit rustizierender Eckquaderung versehen. Das repräsentative Kanzleigebäude an der Südostecke tritt deutlich vor die anschließenden Gebäudefluchten und setzt sich durch das bemerkenswerte neoromanische Kranzgesims zusätzlich von den übrigen Bauten ab.
Sämtliche Bauten des Defensionslagers wurden von Offizieren der örtlichen Geniedirektion geplant und Großteils vom Wiener Bauunternehmen Max Gerstle & Co ausgeführt.
Das Ensemble hatte einen prägenden Einfluss auf die städtebauliche Entwicklung von Trebinje. Die Orientierung der Umfassungslinien definierte die Achsen für das Wachsen der Stadt in westlicher und nördlicher Richtung. Nicht zuletzt führt die Hauptstraße „Kralja Petra Prvog oslobodioca“, die seinerzeitige „Kaiserstraße“, in Richtung Mostar als auch in Richtung Dubrovnik unmittelbar am Defensionslager vorbei. Die aus der Bauzeit stammenden Bäume entlang der südlichen Gebäudefront zählen zu den ältesten innerhalb des Stadtgebiets von Trebinje.

Zeitungsartikel/media coverage:
Bericht/report in „herceg.tv“ 14.02.18
Bericht/report in “radiotrebinje.com” 14.2.2018

English summary:
Within the last weeks mayor parts of the Austro-Hungarian army  barracks camp at Trebinje had been destroyed and will be replaced by new apartment/commercial buildings. Beside several accomodation buildings the former bakery, a cantine and the officers pavilion are among the vanished elements. Reportedly some more buildings will be demolished in the future. The president of the speleological assossiation „Zelena brda“ (green mountain) Dubravko Kurtović informed the OeGF about this negative development.

Among these demolished barracks were the oldest buildings of the camp. Those were representing the very beginning of the later Austro-Hungarian fortress Trebinje. From 1879 onwards, the first buildings were constructed, and the ensemble grew constantly and finally formed a military „city within the city“. The complex finally included barracks for soldiers and officers, a hospital, a bakery, water supply infrastructure, storage facilities, stables and smithery, an administration building and the prison of the garrison.
The self-sufficient ensemble had an accomodation capacity  of around 900 soldiers and officers and more than 150 horses. These barracks were representative examples of the Austro-Hungarian military architecture in southeastern Bosnia and Herzegovina at the end oft he 19th century. Regarding its architectural details the former administration and prison building is especially worth to be mentioned.
The layout of this barracks complex had an evident influence on the development of the city. On the southern side the former „Kaiserstraße“, now the main road „Kralja Petra Prvog oslobodioca“, directly passes the former barracks camp. Along this road the greenery with original trees form a small park.

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